Im Vorüberfahren in einer kleinen Stadt, ganz in der Nähe, dieses Häuschen entdeckt. Etwas … na ja … „abgewohnt“, aber zumindest von vorn sieht es so aus, als wäre es noch nicht ganz verloren. An sich stellen sich bei mir meist zuerst die Gedanken an die Vergangenheit eines leerstehenden Hauses ein – wer lebte da, wie sah er aus, was für gute oder schlimme Dinge passierten hinter den Fenstern. Wie würden die Fenster mit Licht dahinter aussehen – könnte dort am Abend ein alter Mann im Schaukelstuhl gesessen und gelesen haben? Oder eine Frau? Ein junges Mädchen an einem Sekretär, Briefe schreibend? - Aber hier hat wahrscheinlich gar niemand gewohnt, vielleicht war es mal ein Pförtnerhaus oder irgendein anderes Nebengebäude. Ich weiß es nicht. Zum Wohnen scheint es eh viel zu klein, wenn es sich nicht noch deutlich weit nach hinten erstreckt. Hinterteil und Seiten, auch das offenbar sehr flache Dach waren leider nicht einsehbar (erwäge allerdings, demnächst übers Nachbargrundstück in den Hof- und Gartenbereich vorzudringen, oder am liebsten gleich ins Innere). - Nein, mein erster Gedanke war: Wie
könnte es aussehen? Die Fassade saniert, in einem sandfarbenen Ton verputzt, die dreiteiligen Kastenfenster erneuert, das Ochsenauge, die Tür aufgearbeitet … Und natürlich müsste ein Treppchen zur Haustür führen, neben der eine Kletterrose ranken würde, eine weiße. Und eine weiße Bank stünde vor den Fenstern, ein kleiner Tisch, bereit für ein Frühstück draußen. Und wenn es wirklich so winzig ist, wie es auf den ersten Blick aussieht, und vielleicht nur einen einzigen Raum hat, nicht geeignet zum Wohnen, aber perfekt für Kultur und Treffen, dann wären da im Sommer Lesungen. Die grün gestrichene Tür würde geöffnet, draußen gäbe es ein Glas Sekt. Lachen, Gespräche, leise Musik, Kerzenschein …
(Nein, ich habe natürlich keine ernsthaften Absichten, aber man wird ja wohl noch spinnen dürfen.)